1. Fatima Al-Fihri – Oum al Banine

Die Universität – ein Ort des Wissens und Lernens. In Deutschland befinden sich aktuell (2019/20) laut dem Bundesamt für Statistik 424 Hochschulen, davon machen 107 Universitäten aus. Viele dieser Universitäten haben neutrale Namen, wie etwa die Freie Universität zu Berlin oder die Technische Universität Darmstadt. Etwa 42 von 107 Universitäten wurden nach berühmten DenkerInnen benannt. Wirft man einen genauen Blick auf die Benennung von deutschen Universitäten, könnte man meinen, dass das Ergebnis die Geschlechtergerechtigkeit in Deutschland abzeichnet: Mehr als 40 Universitäten tragen den Namen einer männlichen Person. Lediglich 2 Universitäten, die “Alice-Salomon-Hochschule” in Berlin und die “Palucca-Hochschule für Tanz” in Dresden, wurden nach Frauen benannt. Die Universitäten hierzulande werden selten nach Frauen benannt, höhere akademische Positionen, wie Professuren und Lehrstühle werden weitgehend männlich dominiert und besetzt. Dabei geht die Geschichte der Universität auf eine Frau zurück: Fatima Al Fihri. 

Über die Biographie von Fatima Al-Fihri (ca. 800 – 880n. Chr.) ist leider nicht viel bekannt. Im neunten Jahrhundert emigrierte sie mit ihrer Familie von  Kairuan nach Fès, wo sie gemeinsam mit ihrer Schwester Miriam aufwuchs. Die beiden Frauen stammen aus einer wohlhabenden Familie und waren gut gebildet. Ihr Vater, ein erfolgreicher Kaufmann, hinterließ nach seinem Tod den beiden Töchtern sein Vermögen, u. A. das Stück Land worauf Fatima im Jahre 859 die Qarawīyīn-Moschee mit angrenzender Madrasa (arabisches Wort, übersetzt: Ort des Studiums) errichtete. Sie nutzte ihr ganzes Erbe für dieses Bauprojekt. Ihre Vision war es, nicht nur einen Ort der Anbetung, sondern auch ein Zentrum des Lernens zu schaffen.

Fatima Al-Fihri war zweifellos eine vorausschauende und weitsichtige Frau. Der Standort der Madrasa zog Wissenschaftler von nah und fern an. Fès war zur damaligen Zeit die einflussreichste Stadt der muslimischen Welt und als Zentrum für Religion und Kultur bekannt. Besonders vom zehnten bis zum zwölften Jahrhundert trug die al-Qarawīyīn Universität, als eine weltweit führende Institution im Bereich der Wissenschaft, zur kulturellen, intellektuellen und spirituellen Entwicklung der Großstadt bei. Ihr und ihrer Madrasa haben wir es zu verdanken, dass uns heute Personen wie Muhyi ad-Dîn Ibn al-Arabî (1165-1240 n. Chr.), Ibn Rushd (Averroes) (1126-1198 n. Chr.) oder Ibn Haldûn (1332- 1395 n. Chr.) bekannt sind, denn diese profitierten von der der exzellenten Bildung an der al-Qarawīyīn Universität. Auch der Gelehrte Gerbert d’Aurillac, auch bekannt als Papst Silvester II. (946-1003 n. Chr.), der die arabischen Ziffern in Europa einführte, hat ebenfalls an der besagten Universität studiert. Ohne die Gründung der Madrasa und ihr Engagement, ihrer Gemeinschaft etwas zurückzugeben, wären viele essentiellen und wichtigen Schriften in der heutigen Form nicht existent und viele Persönlichkeiten unbekannt.

Neben der Auseinandersetzung mit dem Koran und Fiqh (islamische Rechtsprechung) wurden Grammatik, Medizin, Mathematik, Astronomie, Chemie, Geschichte, Geographie und Musik gelehrt. Nach der offiziellen Gründung im Jahre 1957 wurde an der al-Qarawīyīn Universität ein breiteres Fächerspektrum eingeführt, insbesondere Naturwissenschaften, Physik und Fremdsprachen wurden stärker unterrichtet. Nach Angaben des Guinness-Buch der Rekorde ist dies die älteste noch bestehende Bildungseinrichtung der Welt.

Als Frau mit einer solchen Großzügigkeit und Vision stellt Fatima als ‘Oum al Banine’, die Mutter der Kinder, ein großartiges Vorbild und eine pure Inspiration für Jung und Alt dar!

Quellen: https://de.qantara.de/inhalt/frauen-und-arabisch-islamische-bildung-pionierinnen-der-wissenschaften

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