Reisebericht zur Interreligiösen Summerschool 2018

Dieses Jahr veranstaltete das Forum Dialog in Kooperation mit der Universität Potsdam und Flensburg die interreligiöse Summerschool vom 02.09. bis zum 09.09.2018 in Tirana unter dem Motto „Friedensgestalten. Muslimische und christliche Perspektiven“.

Während der Reise lernten die Teilnehmenden, eine interreligiös gemischte Gruppe aus ca. 30 Personen, welche sich aus Christ*innen, Muslim*innen, Atheisten und einem Buddhisten zusammensetzten, die Stadt Tirana in Albanien aus historischer und theologischer Sicht näher kennen. Die gelebte Koexistenz von Muslim*innen, orthodoxen und katholischen Christ*innen in Tirana diente als aktuelles Beispiel konkreter interreligiöser Friedensarbeit. Ziel der Teilnehmenden war jedoch nicht nur den Dialog und die Friedensgestaltung zu beobachten, sondern auch ein Teil des
Dialogs zu werden und das erlangte Wissen in der eigenen unmittelbaren Umgebung, Kommune oder Institution in Deutschland anzuwenden.

Dabei wurden religiöse (orthodoxe/katholische Kirchen, Moscheen, Amt für Religionsangelegenheit, Weltbektaschi-Zentrum) sowie akademische (christliche/muslimische und säkulare Hochschulen) Einrichtungen besucht und sich mit den Geistlichen und führenden Persönlichkeiten, wie etwa dem ehemaligen Außenminister und Autor Besnik Mustafaj, des Landes ausgetauscht.

Reise im Detail:

Samstag: Anreisetag

Sonntag: Am Sonntagmorgen wurde die Messe der orthodoxen Kathedrale der Wiederauferstehung Christi (Katedralja e Ringjalljës së Krishtit) besucht. Im Anschluss an die Messe gab es eine kleine Rundführung und einen Austausch mit dem Pfarrer der Kirche. Im Gespräch wurden allgemeine Information über die Geschichte der Kathedrale sowie das gemeinsame Miteinander der religiösen Gruppen in Tirana thematisiert. Nach dem Besuch der Kathedrale wurden zentrale Plätze und Sehenswürdigkeiten der Stadt erkundigt. Am Abend des ersten Tages fand das Seminar mit dem Titel „Albanien und seine interreligiöse Geschichte“ statt. Inhaltlich wurde über die Lage des Landes nach dem osmanischen Reich bis in die Gegenwart referiert.

Montag: Am Montagmorgen fand von 09:30 bis 11:00 das erste Seminar „Denkschrift „Aus Gottes Frieden leben““ und von 11:30 bis 13:00 das zweite Seminar „Verlautbarung „Gerechter Friede“ statt. Dabei diskutierten die Teilnehmenden besonders über den Frieden und die Friedenserhaltung und resümierten, dass der Frieden mehr als die Abwesenheit von Gewalt sei. Am Nachmittag wurde in der Stadt Berat, die Stadt der tausend Fenster, die Burg besucht. Die Teilnehmenden erfuhren während des Rundgangs, dass es innerhalb der Festungsgrenzen ca. 40 Kirchen und 3 Moscheen gab.

Dienstag: Wie auch am Montagmorgen setzte sich die Gruppe zunächst am Vormittag zur selben Zeit mit zwei Themen auseinander. Das erste Seminar beschäftigte sich mit der Schrift „Ein gemeinsames Wort zwischen uns und euch“. Im zweiten Teil des Vormittags wurde der Radikalpazifist Dietrich Bonhoeffer vorgestellt. Die zentralen Diskussionsfragen der beiden Seminare waren, inwieweit trotz Unterschiede ein Dialog zwischen Religionen aufrechterhalten werden kann und ob Bonhoeffer als Radikalpazifist anerkannt werden kann. Am Nachmittag wurden dann zwei Universitäten besucht: die muslimische Beder Universität und säkulare Epoka Universität. Es gab auch hier die Möglichkeit, sich mit Fakultätsleiter*innen und Studierenden auszutauschen und einen Einblick in das Universitätsleben in Albanien zu erlangen.

Mittwoch: In den zwei Seminaren am Mittwochvormittag beschäftigten sich die Teilnehmenden mit der Ahmadiyya Gemeinde und der Persönlichkeit Eugen Drewermann. Am Nachmittag wurde das Amt für muslimische Religionsangelegenheit besucht. Der religiöse Oberhaupt der Muslim Community of Albania, Groß-Mufti Skender Brucaj hieß die Teilnehmenden willkommen und stellte die Situation der muslimischen Gemeinden im früheren (zur Zeiten des Kommunismus) und jetzigen Albanien dar. Am späteren Nachmittag stand der Besuch in dem Welthauptsitz der Bektashi Gemeinde an. Die Teilnehmenden erfuhren im Gespräch mit dem religiösen Oberhaupt Edmond Brahimaj, dass die Bektaschi-Gemeinde ein islamisch-alevitischer Derwischorden sei, welcher seinen Sitz nach Gründung der türkischen Republik, aus politischen Gründen, aus der Türkei nach Albanien verlagern musste. Auch erlangte die Gruppe durch das Gespräch einen tieferen Einblick in die Philosophie und die Weltoffenheit der Bektashis. Seit 2011 wird der Orden von Dedebaba (höchster Titel des religiösen Führers der Bektaschi Gemeinde) Brahimaj geführt.

Donnerstag: Wie auch die Tage zuvor widmete sich die Gruppe am Vormittag zwei Persönlichkeiten aus dem Themenfeld „Radikalpazifististische Positionen“ und „Religionspolitische Positionen“. Das erste Seminar behandelte das Leben und Wirken Said Nursis zur Zeiten des osmanischen Reichs und in der neugegründeten türkischen Republik. Im zweiten Seminar wurde sich über Nelson Mandela und das Apartheid-Regime in Südafrika ausgetauscht. Am Nachmittag besuchte die Gruppe die Theologischen Akademie der Wiederauferstehung Christi in St. Vlash-Durres. Nach einer Frage-Antwort Runde führte einer der dortigen Lehrbeauftragten die Gruppe durch das Gelände der Akademie. Als Abschluss des Besuches zündeten christliche sowie muslimische Teilnehmende Kerzen in Andenken an Verschiedenes an. Von dort aus wurde dann eine nahelegende Moschee besucht und auch dort bestand die Möglichkeit sich mit einem Imam über die verschiedenen Funktionalitäten der Moschee und des Gebets zu erkunden.

Freitag: Am Freitagmorgen traf sich die Gruppe in Shkodra mit dem Erzbischof Angelo Massafra und besichtigten die Stephanskathedrale. Die Teilnehmenden erfuhren dort wichtige, historische Informationen über die Kathedrale, welche im Kommunismus in ein Sportpalais umgewandelt wurde. Das Seminar über Mevlana Rumi wurde dabei in einem, vom Erzbischof zur Verfügung gestellten, Seminarraum einer katholischen Einrichtung durchgeführt. Im Anschluss besuchten die Teilnehmenden das Freitagsgebet in der Ebu-Bekr-Moschee.

Samstag: Am Samstagmorgen fanden die beiden letzten Seminare zu den Persönlichkeiten der „Religionspolitischen Positionen“ Martin Luther King und Haci Bektashi Veli statt. Am Nachmittag hatten die Teilnehmenden ihre freie Zeit in Tirana und hatten die Möglichkeit die Stadt eigenständig zu erkunden.

Sonntag: Mit dem Besuch einer katholischen Messe in Tirana endete die Summer School 2018. (Tag der Abreise)



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