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Den heutigen Beitrag möchten wir allen Frauen widmen, die im Bosnienkrieg (1992-1995) ihre Ehemänner, Väter, Söhne verloren haben, selbst ums Leben kamen und/oder den gewaltsamen Taten zum Opfer fielen.
Frauen wurden während des Verbrechens zu Überlebenskünstlerinnen und Ernährerinnen der Familien, sie wurden zu Verfolgten, aber auch zu Kämpferinnen. Besonders eine Frau zählt unumstritten zu den mutigen Heldinnen: Šida Kolar.
Im Jahr 1992 begann der Krieg in Bosnien und Herzegowina. Sarajevo, die bosnische Hauptstadt wurde zum Schauplatz des multiethnischen und -religiösen Bruderkrieges, mittendrin standen unter anderem zivile Menschen, Frauen und Kinder unter Beschuss. 1.425 Tage lang kämpften bosnische Männer an der Front.
Die zerstörerische Kraft des Krieges spiegelt sich in den Zahlen der Opfer wider: Einigen Schätzungen zufolge kamen mehr als 100.000 Menschen ums Leben. Die genaue Zahl der Todesopfer ist bis heute unklar. Mehr als 80% der Todesopfer sind muslimisch.
Neben dem Verlust ihrer geliebten Menschen, wurden (muslimische) Frauen systematisch gefoltert, vergewaltigt und auf grausame Art ermordet. Die Zahl der vergewaltigten Frauen wird auf 25.000 geschätzt. Es wird jedoch auch eine Dunkelziffer vermutet, da viele Frauen zu den erlebten Traumatisierungen schweigen.
Während des Krieges, in dem Menschlichkeit und Mitgefühl völlig abhanden gekommen waren, bewies besonders eine von vielen Frauen unendlich großen Mut.
Šida und ihr Ehemann Alija Kolar sind die Besitzer des Grundstücks, das während des Krieges einen Tunnel unterirdisch beherbergte und vielen Soldaten und zivilen Menschen die Versorgung und somit das Überleben ermöglichte.
Als der Tunnel fertig war, kehrte Šida in ihr Haus zurück und versorgte die erschöpften Tunnel-gänger mit Wasser und Brot.
Mehr als 4 Monate dauerten die Tunnelgrabungen. Gearbeitet wurde in drei Schichten, 24 Stunden täglich. Trotz der großen Schwierigkeiten und dem Mangel an Werkzeugen wurde der Tunnel in knapp vier Monaten fertig gebaut. Insgesamt war er 800 Meter lang, etwa einen Meter breit und 1,5 Meter hoch. Es wurden Nahrungsmittel, Zigaretten, Öl, Munition, Waffen, Medikamente, Verwundete und vieles mehr transportiert. Pro Tag nutzten etwa 4.000 Menschen diesen Tunnel. Die Wegzeit lag bei ca. Stunden. Aufgrund des permanenten Beschusses durch die Serben und der Gefahr durch die Scharfschützen wurde der Materialtransport in der Nacht durchgeführt und so pro Nacht etwa 20 Tonnen transportiert.
Der „Tunnel der Hoffnung“ war von entscheidender Bedeutung für die Stadt und für die Bosniaken.
Familie Kolar überließ das Haus als Museum und Andenken, das mit dem Eingang und einem Originalstück des Tunnels von 20 Metern Länge heute vielen Besucher einen Einblick in die damaligen Verhältnisse gewährt.